1. Glaube als Grundlage Glaube bedeutet, in einer persönlichen Gemeinschaft mit Jesus Christus zu leben. Gott zeigt uns in der Bibel, wie Leben und Gemeinschaft gelingen können. Wir sehen in der Guten Ordnung der Bibel ein Geschenk Gottes, das wir weitergeben möchten. Deshalb möchten wir diese Werte entdecken und zeugnishaft leben. Dabei wissen wir, dass wir oft schwach sind und sich der Wille Gottes von unserem Denken und Handeln unterscheidet. Die Bibel nennt dies Sünde. Sie trennt uns von Gott, uns selbst und den Mitmenschen. Durch Jesus Christus vergibt uns Gott unsere Sünde und schenkt neue Gemeinschaft mit sich und den Menschen. Weil er uns vergibt, wollen wir auf Gottes Heiligen Geist vertrauen und uns zugleich mit aller Kraft darum bemühen, durch Wort und Tat Zeichen der Hoffnung Gottes für diese und die kommende Welt zu setzen. Dies geschieht durch unser Denken, Reden und Handeln.
2. Glaube und Mitarbeit
Unsere Arbeit beruht auf diesem Glauben an den dreieinigen Gott, wie in der Bibel von ihm berichtet wird. Ein solcher Glaube ist in unterschiedlichen Entwicklungsstufen Grundlage der Mitarbeit. Mitarbeitende werden in diesem Text jene genannt, die durch die Mitarbeit in Gruppen und Kreisen oder durch andere Tätigkeiten als Vertreter des CVJM und deshalb als Vorbild wahrgenommen werden. – Mitarbeit schließt auch Zweifel und Glaubenskrisen mit ein. Gerade in solchen Zeiten brauchen wir einander in besonderer Weise, um uns gegenseitig zu tragen, weil wir wissen, dass Gott uns durch Jesus trägt. Gemeinsamer Glaube heißt nicht, dass man immer einer Meinung ist. – Deshalb beten wir um den richtigen Weg und sind – wo nötig – bereit, uns in geschwisterlicher Liebe gegenseitig zu ermahnen und zu ermutigen. Dabei wissen wir, dass nicht unsere Meinung das letzte Wort hat, sondern unser Auftrag. – Deshalb suchen wir – wo möglich – die Einigung und nicht die Entscheidung durch eine Abstimmungsmehrheit. Dies geschieht im gemeinsamen Hören auf Gott. Wer im CVJM-Derendingen mitarbeitet, versucht im Rahmen seiner Berufung und seiner Möglichkeiten, Gottes Wort und seine Gebote zu leben und weiterzugeben.
3. Glaube und Gemeinschaft
Der CVJM ist seit seiner Gründung überkonfessionell, weil für uns die Vielfalt in der weltweiten und örtlichen Gemeinschaft aller Christen wichtig ist: Einheit und Vielfalt gehören zusammen.
- Glaube braucht Gemeinschaft in der Gemeinde. Deshalb sollten unsere Mitarbeitenden eine Heimat in einer christlichen Gemeinde haben und an deren Leben verbindlich teilnehmen. Da uns vor diesem Hintergrund die Vielfalt der Christen wichtig ist, achten wir die Gemeinde- und Konfessionszugehörigkeit der Mitchristen. Deshalb verzichten wir darauf, Christen zum Gemeinde- oder Konfessionswechsel zu veranlassen und erwarten diese Einstellung auch von Anderen.
- Der Gottesdienst ist der Mittelpunkt der Gemeinde. In ihm versammeln sich die Christen in ihrer ganzen Vielfalt. Wir ermutigen deshalb zur regelmäßigen Teilnahme am sonntäglichen Gottesdienst. Zusätzlich fördern wir zielgruppenorientierte Gottesdienste, sofern diese nicht in Konkurrenz zum sonntäglichen Gemeindegottesdienst stehen. Dafür und für vieles andere, was sonst keinen Ort in unseren Werktagen findet, hat Gott den Sonntag geschenkt. Wir engagieren uns deshalb für den Sonntag als möglichst arbeitsfreien Tag, um für einander, für sich selbst und für Gott Zeit zu haben.
- Aus der Geschichte des CVJM Derendingen ergibt sich eine besondere Beziehung zur evangelischen Kirchengemeinde Derendingen. Dies zeigt sich darin, dass ein Großteil der Jugendarbeit im Auftrag der Kirchengemeinde durch den CVJM geleistet wird. Wir halten dies auch mit Blick auf die Zukunft für erstrebenswert und sind dabei eigenständig und überkonfessionell.
4. Glauben, Reden und Handeln (1)
Unser Glaube umfasst unser ganzes Leben und nicht nur Teile davon. Ehrliche Zweifel sind wertvoll und haben deshalb ihren Platz in unserer Arbeit. Bei aller Offenheit ist in unseren Gruppen und Kreisen kein Raum für Handeln, Reden oder Ideologien, die dem christlichen Glauben oder der biblischen Lebensordnung eindeutig entgegenstehen. Deshalb sind nach unserer Überzeugung konkrete Ziele für uns als Einzelne wie als Gesellschaft heute besonders wichtig, die wir in Verantwortung vor Gott verfolgen:
- Wir sagen JA zum Leben. Wir verpflichten uns, die unverletzliche Würde der menschlichen Person in allen Phasen ihrer Entwicklung, von der Empfängnis bis zum natürlichen Lebensende zu schützen.
- Wir sagen JA zu Ehe und Familie. Sie sind Grundlage für eine solidarische und zukunftsfähige Gesellschaft.
- Wir sagen JA zur Schöpfung. Wir treten für den Schutz von Natur und Umwelt ein. Wir haben sie als Gaben Gottes empfangen und wollen sie für die kommenden Generationen erhalten.
- Wir sagen JA zu einer Wirtschaft, die sich an den Bedürfnissen des Einzelnen und der Menschheit als Ganzer ausrichtet.
- Wir sagen JA zur Solidarität mit den Armen und Benachteiligten – in der Nähe und in der Ferne. Sie sind unsere Geschwister.
- Wir sagen JA zum Frieden. Wir setzen uns in Konfliktsituationen für Verständigung, Versöhnung und Dialog ein. Ohne Frieden hat die Welt keine Zukunft.
- Wir sagen JA zur Verantwortung für unsere Gesellschaft. Wir arbeiten dafür, dass Städte und Gemeinwesen durch die Beteiligung aller zu einem solidarischen Miteinander der Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kultur und Prägung finden.
In diesem Rahmen freuen wir uns auch über jeden, der sich nach den Maßstäben des Evangeliums politisch engagiert. Es gibt aber keine politische Partei, die uns in besonderer Weise nahe steht. Deshalb bemühen wir uns um die parteipolitische Neutralität unserer gemeinsamen Arbeit. Außerdem ist uns wichtig, dass die finanzielle Situation für niemanden ein Hindernis bilden soll, Teil der CVJM-Familie zu sein. Wo Mitarbeitende in deutlichem Gegensatz zu diesen Maßstäben oder anderen biblischen Grundsätzen leben, suchen die Verantwortlichen das Gespräch mit ihnen. Wo gegen Grundlagen des CVJM-Derendingen in besonders schwerer Weise verstoßen oder die konkrete Arbeit direkt gefährdet wird, kann der Leitungsausschuss mit einer Zweidrittel-Mehrheit eine Mitarbeit mit sofortiger Wirkung beenden. Entscheidend ist aber in allen kritischen Fragen ein Weg, der seine Grundlage im Evangelium hat und der die persönliche Situation Einzelner berücksichtigt.
5. Mitarbeitende
Wir vertrauen auf die Wege des Glaubens, die Gott mit jedem Einzelnen von uns gehen will: – Gott beruft Christen, damit sie in der Mitarbeit ihm und anderen Menschen dienen. – Als Mitarbeitende sind wir immer Lernende, weit davon entfernt, alles zu wissen oder zu können. – Als Mitarbeitende sind wir immer unvollkommene Menschen, die auf die Vergebung Gottes angewiesen sind. Wir wünschen uns aber von Mitarbeitenden die Bereitschaft, sich mit ihren Möglichkeiten einzubringen, Fähigkeiten zu erweitern und im Glauben zu wachsen.
6. Mitarbeiter-Begleitung
Damit Mitarbeitende ihre Aufgaben erfüllen können, stehen erfahrene Mitglieder (zum Beispiel aus dem Leitungskreis) als Gesprächspartner zur Verfügung. Dies betrifft die fachliche Beratung in Fragen der Gruppenleitung, ist aber auch ein Angebot für Fragen des persönlichen (Glaubens-)Lebens. Dies heißt außerdem, dass der CVJM Derendingen eine Grundausbildung durch von uns ausgewählte christliche Träger oder durch eigene Kurse wie das Schüler-Mentoren-Programm ermöglicht. Der CVJM veranstaltet außerdem regelmäßige Mitarbeitertreffen und Schulungen, die auch dem vielfältigen Austausch dienen. Außerdem gibt der CVJM im Rahmen seiner Möglichkeiten Unterstützung für die Arbeit mit jungen Menschen. Ziel ist es, eine Jugendarbeit zu ermöglichen, die ebenso unseren geistlichen Zielen wie den aktuellen pädagogischen und rechtlichen Anforderungen entspricht.
7. Voraussetzungen zur Mitarbeit
Für jeden Einzelnen und uns als Gemeinschaft ist es von besonderer Bedeutung, durch unser Leben von der Liebe Gottes Zeugnis zu geben. Dies ist ein Weg, den wir als Gemeinschaft der Mitarbeitenden im Vertrauen auf Gott gehen. Wir gehen diesen Weg in dem Wissen, dass – er das Hören auf das Wort Gottes voraussetzt, – er nur gelingen kann, wo wir ihn im Gebet vor Gott bringen, – er unseren vollen Einsatz als Einzelne und als Gemeinschaft erfordert, – wir ihn mit all unseren Schwächen und Fehlern gehen, – Gott ihn trotz Enttäuschungen oder Glaubenskrisen segnen will. Dabei dürfen wir sicher sein, dass Gott niemanden überfordern will. Deshalb dürfen wir in der Mitarbeit auch unsere Grenzen annehmen.
8. Organisatorisches
Gruppen und andere Aktivitäten innerhalb des CVJM sind Teil des gemeinsamen CVJM-Lebens. Deshalb sind Entscheidungen von Leitungsausschuss und Vorstand für alle Aktivitäten des CVJM Derendingen auf der Grundlage von Satzung, Geschäftsordnung und Beschlüssen der Mitgliederversammlung verbindlich. Der Leitungsausschuss kann ein Entscheidungsrecht in allen Fragen, die die Mitarbeit betreffen, in Anspruch nehmen. Im Normalfall wird Verantwortung vertrauensvoll delegiert.
- Der Leitungsausschuss beauftragt Mitglieder mit der Mitarbeiterbetreuung. Sie kann und sollte von allen Mitarbeitenden in Anspruch genommen werden.
- Bei Fragen zur Mitarbeit und im Falle einer Beendigung der Mitarbeit wird mindestens einer dieser Verantwortlichen rechtzeitig darüber informiert.
- Die Mitarbeitenden haben in der Zeit der Gruppenstunde die Aufsichtspflicht über die ihnen in den jeweiligen Gruppen anvertrauten Kinder und Jugendlichen.
- Mitarbeitertreffen und Schulungen sind Ausdruck einer gelebten Mitarbeitergemeinschaft, die uns trägt und Impulse für die Gruppenarbeit gibt. Diese Treffen sind für die jeweiligen Mitarbeitenden verbindlich.
- Die Bereitschaft zu Grundausbildung und Fortbildung werden erwartet. Umfang und Inhalt werden im Gespräch der Verantwortlichen mit dem Mitarbeitenden festgelegt.
9. Weitere Regelungen
- Die Kirchengemeinde oder der CVJM Derendingen stellen den Gruppen einen festen finanziellen Betrag zur Verfügung. Dieser Betrag darf nicht überschritten werden.
- Freizeiten und andere Veranstaltungen der einzelnen Gruppen tragen sich selbst. Eine sorgfältige Kalkulation und Planung sind selbstverständlich. Bei Unsicherheiten sollten die Gruppenleiter die Verantwortlichen um Rat fragen, bevor sie Verpflichtungen eingehen. Etat-Überschreitungen müssen vorab genehmigt werden.
- Mitarbeitende und Gruppenmitglieder sind durch den CVJM oder die Kirchengemeinde unfall- und haftpflichtversichert. Bei Aktionen, die über die regelmäßige Gruppenstunde oder offiziell schriftlich angekündigte Veranstaltungen mit Zustimmung der Eltern hinaus gehen, muss sich die Gruppe selbst versichern. In Zweifelsfällen müssen die Versicherungsfragen vor der Veranstaltung geklärt werden. Die Versicherung privater PKW muss geklärt sein.
- Die Räume und das Inventar, die der Gruppenarbeit zur Verfügung stehen, werden pfleglich behandelt und sauber verlassen! Diese Zusammenstellung soll dazu dienen, dass unsere Arbeit gut gelingen kann.
Wir sind eine Gemeinschaft, die im Auftrag Jesu Christi seine Gemeinde mitgestaltet. ER hilft uns dabei, wenn wir ihn im Gebet darum bitten – das ist sein Versprechen! Nach einjähriger Vorbereitung und Abstimmung mit Jugendmitarbeitern und Vereinsmitgliedern einstimmig verabschiedet vom Leitungsausschuss.
Derendingen, den 22. November 2007
(1) Wir übernehmen die sieben Punkte aus einer Erklärung, die von über 240 christlichen Gemeinschaften und Bewegungen aus ganz Europa – darunter 17 großen CVJM sowie dem CVJM-Gesamtverband Deutschland – am 12. Mai 2007 in Stuttgart vorgestellt wurde.